Die historische Synagoge der Gemeinde Adass Jisroel in der Artilleriestraße 31 (heute: Tucholskystraße 40) wurde am 9. September 1904 festlich eingeweiht. Damit einher ging die Überführung der Thora-Rollen durch die Straßen der “Spandauer Vorstadt” (Gipstraße, Auguststraße, Artilleriestraße).
“Wir Kinder durften uns beteiligen und in der neuen, im Lichterglanz strahlenden Synagoge Stehplätze einnehmen. Mir ist noch heute das Bild vor Augen, wie Dr. Berliner die Marmorstufen zum Aron Hakodesch (dem Thora-Schrein) hinaufging, um das Ner-Tamid (das immer währende Licht) anzuzünden. Trotz seiner kleinen Statur, seiner schmalen Figur war er ganz die Verkörperung der Würde. Man konnte in seinen Gesichtszügen das Glücksgefühl der eigenen Leistung, des Stolzes lesen, dass die Adass Jisroel nun eine der prächtigsten Synagogen ganz Deutschlands ihr eigen nannte.”
(Dr. Jacob Levy, Schularzt von Adass Jisroel)

Innenraum der Synagoge Adass Jisroel in der Artilleriestraße 31 (zerstört)’
Am 9. September 1904 fand die festliche Einweihung der Synagoge statt. Die Thora-Rollen wurden durch die Straßen der ‘Spandauer Vorstadt’ überführt.

Front-Ansicht der zerstörten Synagoge der Adass Jisroel.
Trotz der Zerstörung der Synagoge während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1939 und Bombardements während des Zweiten Weltkriegs blieben ca. 60 – 70 % der Bausubstanz der Synagoge erhalten. Diesem Umstand zum Trotz wurde durch die Regierung der DDR entschieden, die 1907 eingeweihte und mit 800 Plätzen ausgestatte Synagoge, 1967 zu schleifen.

Die Synagoge hatte 450 Männer- und 350 Frauenplätze, darüber hinaus Rabbiner- und Kantorenzimmer. Sie bestand aus zwei Stockwerken: die Männerabteilung besaß im Erdgeschoß zwei Eingänge von beiden Seiten, die Frauenabteilung befand sich auf den Emporen. Das Mittelschiff erhielt eine Kuppel, die Gesamthöhe betrug 23 Meter. Die gleichfalls von einer Kuppel überdachte «heilige Lade» (der Thora-Schrein) war mit einem feuerfesten Gewölbe versehen; die «Bima», die Kanzlei zur Verlesung der Thora, befand sich im Mittelschiff, im Zentrum des Raumes. Die Fassade der dem Orient zugewandte Seite der Synagoge erstrahlte in hellem Marmor. Die Synagoge war eine
“intim wirkende, festliche Andachtstätte; ein “Schmuckkästchen”, wie die Damen der Adass Jisroel die Synagoge nannten.”
(Max Sinasohn, ehe. Schuldirektor der Adass Jisroel)
Im Vorderhaus befanden sich, verteilt auf drei Stockwerke, die Einrichtungen des Rabbiner-Seminars zu Berlin, Seminarräume, Verlesungssäle, Bibliothek, Lesesaal und Privaträume für Dozenten und Rabbiner.
Im Erdgeschoss (linke Seite) waren die Büro- und Sitzungsräume der Gemeinde, auf der rechten die Badeanstalt mit Mikwe-Zellen (rituelles Tauchbad), von denen jede ein rituelles Badebassin und eine Badewanne enthielt.
Brandmauer mit Umrissen der zerstörten Synagoge | 1986
An der Häuserwand, die den zweiten Innenhof des Gemeindezentrums Adass Jisroel im Osten begrenzt, zeichnet sich die Brandmauer der im Jahre 1967 vollständig geschleiften Synagoge ab
© Archiv Adass Jisroel