Gemeindefriedhof

Besuch des Friedhofs

Der Friedhof ist leider nicht verkehrssicher. Ein Besuch ist gegenwärtig nicht möglich. Die Gemeinde hat eine Fürsorgepflicht für jede Person, die den Friedhof betritt; zur Gefahrenabwehr müssen BesucherInnen immer durch Gemeindebeauftragte begleitet werden. Die Gemeinde ist aus Mangel an Personal – verstärkt in diesen besonderen Pandemiezeiten – nicht in der Lage, die bei jedem Besuch zwingend erforderliche Begleitung zu stellen. Führungen bzw. Besichtigungen zu wissenschaftlichen und/oder publizistischen Zwecken können aus den erwähnten Gründen zurzeit nicht stattfinden.

Bei Bestattungen ist der Friedhof selbstverständlich zugänglich, ebenso – mit vorheriger E-Mail-Terminvereinbarung – für den Besuch von Familienangehörigen.

Bitte um Ihre Aufmerksamkeit

Um den Friedhof zu erhalten und zu pflegen erhält unsere Jüdische Gemeinde keinerlei Unterstützung seitens des deutschen Staates. Infolge der Shoah gibt es für die überwiegende Mehrheit der Gräber keine Nachkommen die sich um die Gräber ihrer Vorfahren kümmern könnten. Die Gemeinde trägt daher alleine die Verantwortung für den gesamten Friedhof.

Sämtliche Tätigkeiten für und auf dem Gemeinde-Friedhof Adass Jisroel werden ausschließlich ehrenamtlich erledigt.

Spenden

Jede Spende für den Friedhof ist sehr wichtig und wird dankend begrüßt. Es werden steuerabzugsfähige Quittungen ausgestellt.

Während der Aufgabe ihrer Banküberweisung stellen sie bitte sicher, dass der Überweisungsbetrag nicht durch Bankgebühren oder andere externe Kosten reduziert wird. Vielen Dank.

Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, K.d.ö.R.
Commerzbank Berlin
SWIFT-BIC: DRES DE FF 120
IBAN: DE 96 1208 0000 0101 1510 01

Damals und Heute

Der Gemeindefriedhof der Israelitischen Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin liegt im Stadtbezirk Weissensee. Seine Adresse lautet Wittlicher Strasse 14, ursprünglich lautete die Adresse „An der Falkenberger Chaussee“. Eröffnet wurde er mit der ersten Bestattung am 24. Februar 1880, beerdigt wurde damals das Gemeindemitglied Abraham Michelsen, s.A., ein Berliner Jude aus dem 18. Jahrhundert, gestorben im 95. Jahr seines Lebens (Grabstelle: Feld A, Reihe 1, Nr. 2). Es ist überliefert, dass es in gesetzestreuen Gemeinden üblich war, Kohanim mit dem Ausheben der ersten Grabstelle zu befassen. Kohanim, die eigentlich nur in einem zuvor von Tumáh unberührten Ort – vor Eintreffen des Met – sich ohne Bedenken aufhalten und tätig werden können. Die Adass Jisroel war 1869 gegründet worden, sie baute eigene Institutionen auf, unterhielt eine eigene Synagoge und andere Einrichtungen, verstand sich aber noch Jahre danach in gewisser Weise als Teil der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Das 2,09 Hektar große Friedhofsgelände war vorsorglich am 22. Dezember 1873 erworben worden. Der Gemeindemäzen Gustav Hirsch (aus der Eberswalder Eigentümerfamilie des dortigen Messingwerks, die „Hirsch-Kupfer“) hatte für die Gemeinde das Areal gekauft und vorrichten lassen. Nach dem Erlass des „Austrittsgesetzes“ vom 28. Juli 1876, das die institutionelle jüdische Pluralität außerhalb der bisher einzigen Jüdischen Gemeinde zuließ, ertönte es erbost aus der Jüdischen Gemeinde „Wenn der Hildesheimer nicht mit uns zusammen leben will, soll er auch nicht mit uns zusammen begraben werden“. Hinzu kam noch, dass Vorschriften und Bräuche, die bisher unangezweifelt überliefert wurden, eine schleichende Veränderung erfahren hatten: So wurden z.B. für die Beerdigungen oft nicht mehr die schlichten, metallfreien Aronot (Holzschreine), sondern aufwendig verarbeitete Särge verwendet. Große, prunkvolle Grabmale wurden ebenso genehmigt wie der Besuch der Gräber an Schabbatot und Feiertagen.

Daraufhin blieb den Adassianern nichts anderes übrig, als den eigenen Bestattungsplatz zu eröffnen. Dem Gebot von „Gemilut Chessed schel Emet“ folgend, wurden sowohl das Bestattungswesen und die Pflege und Erhaltung des Friedhofs als auch generell sämtliche Ausführungen der in der Chewra Kadischa tradierten „Liebesdienste-an-dem-Nächsten“ zu den am höchsten anerkannten Tätigkeiten innerhalb aber auch außerhalb der Gemeinde Adass Jisroel gezählt.

Der Friedhof umfasst heute ca. 3.100 Grabstellen. Während der 50 Jahre NS- und DDR-Zeit waren nicht nur Karteikarten verschollen, auch ganze Grabanlagen und Grabsteine wurden entwendet. Von der Gründung der Adass Jisroel 1869 bis zur Eröffnung des eigenen Friedhofs in Weissensee fanden Adassianer, wie z.B. A.H. Heymann, ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Schönhauser Allee im Bezirk Prenzlauer Berg. Auf dem Friedhof der Adass Jisroel finden wir ab 1880 die Grabstätten sowohl der großen Namen als auch der wenig bekannten Angehörigen des orthodoxen Berliner Judentums. Es sind die Rosenberg, London, Struck, Hirsch, Goldschmidt und Zamory – die Größen der rabbinischen Lehre und Erziehung. Rabbiner Esriel Hildesheimer, seine Söhne Hirsch und Meier, Rabbiner David Zwí Hoffmann, Rabbiner Lurie, Rabbiner Abraham Berliner, Rabbiner Eliahu Kaplan und viele Mitglieder der Familien Rosenblüth liegen auf dem Friedhof der Adass Jisroel in Berlin-Weissensee begraben.

Der Friedhof von Adass Jisroel hatte die Nazizeit weitgehend unbeschadet überstanden. Tausende von Gemeindemitgliedern waren ermordet. Der Friedhof wurde der Ostberliner Jüdischen Gemeinde zugeordnet. In den 40 Jahren DDR, hauptsächlich nach 1974, wurde der Gemeinde-Friedhof geschändet und bis zur Unkenntlichkeit hin zerstört. Mit Eigenarbeit von Angehörigen und Hilfe von Freiwilligen wurde der Friedhof Mitte der 80er Jahre rekonstruiert, Grabsteine wieder zusammengefügt und aufgerichtet.
Bis 1974 war er durch den Friedhofsgärtner, Herrn Starr, gepflegt. Nach 1974 wurde kein Nachfolger angestellt; der Friedhof wurde für „geschlossen“ erklärt. Das Unkraut und das Unterholz wucherten. Unbekannte nutzten während dieser Zeit den Friedhof als Tummelplatz. Es wurden viele Grabsteine umgeworfen, der Friedhof geschändet. Anfang der 1980er Jahre bot sich ein Bild der Verwüstung: 2.200 Grabsteine waren zerstört, 200 gestohlen.
Da die Gemeinde nicht in der Lage ist, die umfangreichen Arbeiten aus eigenen Möglichkeiten zu leisten, ist sie maßgeblich auf Hilfe von Freiwilligen angewiesen. Für die Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin stellen alle Freiwilligeneinsätze eine wichtige Hilfe im Bemühen um den Erhalt und die Pflege des Friedhofes dar. Die Bundeswehr und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. helfen z.B. jedes Jahr.

Im Juni 1986 konnte der Friedhof im Beisein von Berliner und aus aller Welt angereisten Adassianern wiedereröffnet werden. Dies war die erste Phase einer umfangreichen Wiederaufbauarbeit mit Freiwilligen und einer begrenzten staatlichen Hilfe. Die Arbeit ist ist heute nicht beendet und wird weiter fortgesetzt.
Da die Gemeinde nicht in der Lage ist, die umfangreiche Instandsetzung aus eigenen Möglichkeiten zu leisten, ist sie maßgeblich auf Hilfe von Freiwilligen angewiesen. Für die Adass Jisroel stellen alle Freiwilligeneinsätze eine wichtige Hilfe im Bemühen um den Erhalt und die Pflege des Friedhofes dar. Als Beispiel: die Bundeswehr und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Das Standortkommando Berlin der Bundeswehr setzt mit Soldaten des Wachbataillons des Bundesministeriums der Verteidigung und Reservisten des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr Gräber von Opfern von Krieg und Gewalt instand. Freiwillige und Mitglieder der Gemeinde Adass Jisroel pflegen weitere Grabanlagen. Die Freiwilligen-Gruppen bestehen aus u.a. Schülern und Studenten, Gemeindemitgliedern, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Die Gemeinde sorgt für die fachliche Anleitung der Freiwilligen. Der mittlerweile befriedigende Pflegezustand des Gemeinde-Friedhofes kann ohne die Hilfe der freiwillig Tätigen nicht aufrechterhalten werden.

Chewra Kadischa „Heilige Bruderschaft“ auf dem Gemeinde-Friedhof

Unter der Chewra Kadischa werden die „Liebesdienste“ verstanden, die jeder jüdischen Gemeinde als Aufgaben in ihrer sozialen Verantwortung gestellt sind. Diese „Liebesdienste“ umfassen die Betreuung der Sterbenden, die Gestellung der „Beerdigungsbruderschaft“, die Sorge um die Angehörigen während der Trauerzeit und die Bewahrung und Erhaltung des Gemeinde-Friedhofes im weitesten Sinne. Die gesamten seinerzeit von dem Vorkriegs-Verein Chewra Kadischa wahrgenommenen Aufgaben obliegen der Gemeinde.

Dazu gehören im Einzelnen auch: Betreuung, Bewahrung und Gestaltung des Gemeinde-Friedhofes durch sachkundige Fachleute, die über das gesamte Wissen in Verbindung mit Tod und Beerdigung, und Bewahrung sowie Pflege von Grabstätten, Behandlung von Gebeinen, Identifizierung und Instandsetzung von Grabstellen sowie der allgemeinen Erhaltung der Felder verfügen.