In Berlins Mitte, im Zentrum des historischen jüdischen Viertels, des „Scheunenviertels“, 350 Meter trennen das Leo-Baeck-Haus vom Gemeindehaus der Adass Jisroel. Die Straße hieß einst Artilleriestraße und die Beziehungen zwischen diesen beiden Häusern waren eng und rege, nicht nur wegen der geographischen Nähe. Im heutigen Leo-Baeck-Haus, damals Artilleriestraße 14, befand sich die 1872 gegründete Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Artilleriestraße 31 war Hauptsitz der Gemeinde Adass Jisroel und des mit ihr eng verbundene, 1873 entstandene Rabbiner-Seminar zu Berlin. Hochschule und Rabbiner-Seminar waren renommierte akademische Anstalten, jeweils mit eigenem Profil, beide mit hohem öffentlichen Ansehen, miteinander auch verbunden durch gegenseitigen Respekt und Wertschätzung. Es waren aber nicht nur die Umgangsformen, es war auch der menschliche, der jüdische Umgang. Lichtgestalten der Judaistik, Koryphäen von Thora und Talmud wie David Cassel, Hermann Cohen, Ismar Elbogen, Eugen Mittwoch und Chanoch Albeck waren Dozenten an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums; ihre Gemeinde, in der sie ihren religiösen und gesellschaftlichen Mittelpunkt hatten lag 4 Minuten Fußweg von ihrem Arbeitsplatz entfernt, es war die Adass Jisroel, . Das waren die besseren Zeiten. Dann kamen die anderen. Rabbiner Dr. Jechiel Jaakov Weinberg, Possek seiner Generation, Gemara-Gelehrter und letzter Rektor des Rabbiner-Seminars bis zur Pogromnacht von November 1938, konnte danach noch für einige Zeit seine gesegnete Lehrtätigkeit in der Hochschule fortsetzen. Das Verhältnis zwischen der Gemeinde Adass Jisroel und der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums war stets achtvoll und kollegial, in den besseren Zeiten und auch in Zeiten höchster Not. Unsere Gemeinde ist viele Jahrzehnte und viele bewegte Ereignisse später wieder und weiter in der Artilleriestr. 31, heute Tucholskystr. 40.
Dem Zentralrat der Juden in Deutschland, dessen Sitz heute die Tucholskystr. 9, vormals Artilleriestr. 14, ist, immer noch 350 Meter vom Gemeindehaus entfernt, übermittelt die Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, K.d.ö.R. anlässlich seines 70-jährigen Bestehen ihre Gratulation verbunden mit dem Wunsch erfolgreicher Tätigkeit zur Stärkung und Sicherung des jüdischen Lebens in Deutschland.
Das Zeiten und Umstände überstrahlende Vermächtnis unserer Weisen Chaza“l
כל ישראל עֲרֵבִים זה בזה
Alle Juden sind füreinander verantwortlich soll uns Eingebung und Leitlinie sein.