Chanukkah, Lichterfest – das acht Tage lange, jährlich begangene jüdische Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. d.Z.
Chanukka 5781 fällt dieses Jahr in die Pandemiezeit. So wie man am Sederabend des Pessachfestes fragt: „Wodurch unterscheidet sich diese Nacht von den anderen Nächten“, könnten wir diesmal ähnliches fragen. Alle Jahre zünden wir die Chanukkah-Lichter gemeinsam in der Synagoge und dann auch jede*r für sich zuhause. An einem der acht abendlichen Lichter, gibt es im großen Festsaal des Gemeindehauses auch eine Chanukkahfeier mit Pfannkuchen, Musik und guter Stimmung. Und dieses Jahr?
Es stellt sich die Frage: Dadurch, dass dieses Mal pandemiebedingt die Feier ausfällt, das Lichterzünden in der Synagoge in einem kleinen Rahmen stattfindet und das Lichterzünden zuhause gefeiert wird – wird hier ein Gebot überschritten oder ein Brauch verletzt?
Chanukka ist ein Fest für Heim und Familie, mit viel Wärme und viel Licht. Unsere Weisen haben die Erfüllung des Gebots von Chanukkah in drei Begriffe zusammengefasst: „ISH – NER – UBEITÓ“ – in jedem Haus wird ein Licht gezündet. Das ist die erste Grundlage. Die zweite, also eine höhere Stufe in der Erfüllung der Mitzwá, des Gebots, sagten die Weisen, erfolgt wenn nicht nur eine Person, sondern Eheleute zusammen und jeder für sich ein Licht zünden. Und die dritte, die höchste Erfüllungsstufe der Mitzwá, wie es heißt mehadrin min hamehadrin, ist es dann, wenn alle Mitglieder des Haushalts Lichter zünden. Die gesamte Familie versammelt sich zuhause um die Chanukka-Lichter herum. So gedenken wir des Wunders von Chanukka, als eine winzige Menge Öl, eigentlich nur ausreichend für einen Tag, letztlich für acht Tage reichte. Wir gedenken des heldenhaften Makkabäer-Aufstand und wir gedenken der Tapferkeit von Judith, Tochter von Jochanan dem Cohen Gadol, der Hohe Priester.
Soll das Chanukkah-Gebot erfüllt werden, so haben die Weisen vorgeschrieben wo die Lichter zu zünden sind. Diese müssen aufgestellt sein al petach beitó mibachutz, d.h. vor der Haustür. Obwohl ein Fest für Heim und Familie – wieso richtet sich das Licht nicht nach innen, sondern nach außen? Die Antwort ist einfach, die Lichter sollen vom Wunder künden, d.h. pirssum nissa. Könnte also diese öffentliche Verkündung auch irgendwo in der Stadt stattfinden? Die Antwort der Weisen: das muss smuchá lapétach, d.h. ganz nah an der Haustür gezündet werden.
Das diesjährige Lichterzünden im Haus, im Kreise der Familie oder der Freunde ist kein Ersatz. Es fehlt nichts. Es ist genau das was zu Chanukkah uns zu tun auferlegt ist. Und nicht zu vergessen: In Erinnerung an die Menorá, dem siebenarmigen Leuchter der im Beth Hamikdasch, dem Tempel in Jerusalem, Gegenstand des Wunders war, zünden wir auch Chanukkah-Lichter in der Synagoge, unserem „kleinen Tempel“ (mikdash meat).
Fazit: Auch mit Pandemie feiern wir in diesem Jahr 5781 ein koscheres Chanukkahfest. In diesem Sinne wünsche wir: Chag Chanukkah Sameach!