Schabbat Kodesch Parschat Wajerá
וַיֵּרָ֤א אֵלָיו֙ יְהֹוָ֔ה בְּאֵלֹנֵ֖י מַמְרֵ֑א וְה֛וּא יֹשֵׁ֥ב פֶּֽתַח־הָאֹ֖הֶל כְּחֹ֥ם הַיּֽוֹם׃
Und der Ewige erschien ihm in dem Eichenhain des Mamre, während er um die heiße Tageszeit am Eingang des Zeltes saß.
וַיִּשָּׂ֤א עֵינָיו֙ וַיַּ֔רְא וְהִנֵּה֙ שְׁלֹשָׁ֣ה אֲנָשִׁ֔ים נִצָּבִ֖ים עָלָ֑יו וַיַּ֗רְא וַיָּ֤רׇץ לִקְרָאתָם֙ מִפֶּ֣תַח הָאֹ֔הֶל וַיִּשְׁתַּ֖חוּ אָֽרְצָה׃
Und er erhob seine Augen, da sah er drei Männer in der Nähe stehen, und als er sie gewahrte, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes entgegen, und warf sich zur Erde nieder.
וַיֹּאמַ֑ר אֲדֹנָ֗י אִם־נָ֨א מָצָ֤אתִי חֵן֙ בְּעֵינֶ֔יךָ אַל־נָ֥א תַעֲבֹ֖ר מֵעַ֥ל עַבְדֶּֽךָ׃
Und er sprach: Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden haben sollte, so gehe doch nicht an deinem Knechte vorüber!
In einem erstaunlichen Kommentar erklärt die Gemara (Schabbat 127) den obigen Vers:
אמר רב יהודה רב גדולה הכנסת אורחין מהקבלת פני שכינה דכתיב (בראשית יח, ג) ויאמר (ה’) אם נא מצאתי חן בעיניך אל נא תעבור וגו
“Rav sagte: Die Gastfreundschaft gegenüber den Gästen ist großartiger als der Empfang der göttlichen Gegenwart, denn als Avraham seine Gäste einlud, stand geschrieben: “Und er sagte: Herr, wenn ich nun Gunst in Deinen Augen gefunden habe, so weiche nicht von Deinem Knecht”. Avraham bat ausdrücklich darum, dass G’tt, die g’ttliche Gegenwart, auf ihn warten möge, während er sich angemessen um seine Gäste kümmerte.”
Dies hat viele verblüfft. Wie kann es wichtiger sein, sich um die Gäste zu kümmern (in diesem Fall um Gäste, die Avraham für Götzendiener hielt…), als G’tt selbst zu empfangen? Wenn man bedenkt, dass die “grundlegende” Antwort lautet: “um uns zu lehren, wie wichtig es ist, Gäste zu empfangen”, möchte ich dieser ziemlich üblichen Erklärung eine bescheidene Überlegung hinzufügen:
G’tt zu sehen dürfte die mächtigste Begegnung sein, die ein Mensch erleben kann. Es bietet eine außergewöhnliche Gelegenheit, das zu “sehen”, woran wir glauben. Die Gastfreundschaft gegenüber Menschen bietet jedoch auch die Möglichkeit, in ihnen das “Bild G’ttes” zu entdecken, mit dem er die Menschheit geschaffen hat. Das ist eine größere Herausforderung, denn das “Ebenbild G’ttes” ist ein verborgener Schatz in uns. Und es bedarf großer Anstrengungen, um ihn zu erkennen und zu sehen. Genau das zu tun, war Avraham Avinu’s Lebensaufgabe, das “Bild G’ttes”, das in seinen Gästen und Jüngern verborgen ist, zu entdecken und weiter zu fördern.
Wenn wir versuchen, ihm nachzueifern, könnten wir zumindest in unserer eigenen Gesellschaft eine bescheidene Verbesserung erreichen.
Shabbat Shalom und beste Wünsche
Rabbiner Chaim Michael Biberfeld