Der Begriff Pogrom stammt aus dem Russischen und heißt so viel wie „Verwüstung“, „Zerstörung“ oder „Krawall“, verstanden wird er auch als Synonym von Übergriff, Massaker oder spontane Massenausschreitung. In der Nacht vom 9. November 1938 wurden Juden angegriffen, verletzt, verschleppt und getötet. In dieser Nacht wurden Deutschlands Synagogen und jüdische Bet- und Lehrhäuser in Brand gesteckt und zerstört, allein in Berlin 89 an der Zahl. Geschäfte und Lokale jüdischer Besitzer wurden gestürmt und geplündert. Wenn das ein Pogrom war, dann ein sehr spezieller, er war all das und noch mehr. Er kombinierte beide Elemente: den Terror des deutschen Staates, der von oben alles organisierte, koordinierte und befahl mit der Bereitschaft der deutschen Bevölkerung, aktiv oder passiv jede Gemeinheit mitzumachen.
Am 9. November 1938 schloss der deutsche Staat mit der erdrückenden Mehrheit des deutschen Volkes einen historischen Pakt, fortan mit vereinten Anstrengungen das ehrgeizige Vorhaben der Volksgemeinschaft „ Deutschland ohne Juden“ zu verwirklichen. Der 9. November war nicht die Nacht in der bloß etwas Kristall zu Bruch ging, auch signalisierte sie nicht den Beginn oder die Generalprobe zum Genozid – all das war bereits in Gange. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland und sechseinhalb Jahre und 6 Millionen Morde später war der unvorstellbare Plan Realität .
Heute, viele Jahre danach gedenken und betrauern wir unsere Vorfahren, die alleine gelassen und Opfer des Terrors wurden. Wir vergessen sie nicht und werden ihrer immer und auf ewig gedenken. Es ist unsere Geschichte, die zu uns gehört.
Sie gehört auch zu Deutschland. Auch Deutschland gedenkt. Gleichwohl, der schweigenden Mehrheit der Deutschen lässt es ziemlich kalt, dass hier und heute Juden sich ihrer Unversehrtheit nicht mehr sicher sein können. Nazi-Terror und islamistischer Terror werden durch einen gemeinsamen verbrecherischen Kitt verbunden: Judenhass. Der neue speist sich aus dem alten, unterschwelligen, von Deutschland nie verschwundenen Antisemitismus.
Eine Form die Opfer zu ehren und die Demokratie zu stärken wäre immerhin: Förderung des jüdischen Lebens, Schutz jüdischer Einrichtungen und jüdischer Menschen, Verfolgung und Bestrafung der Antisemiten. Wir jüdischen Gemeinden sorgen für die Stärkung des jüdischen Lebens tagtäglich. Es ist an der Zeit, dass die deutsche Gesellschaft das aus Überzeugung und mit vollem Herzen mitträgt.