Paraschat Bo – Himmlischer Schutz

Diesen Freitag ist die 23. Yahrzeit meines lieben Vaters und Ratgebers  Harav Pinchas Biberfeld  זצ“ל, und ich möchte den folgenden Dvar Tora  לעילוי נשמתו הטהורה widmen.

Unsere Parascha beginnt mit der g’ttlichen Anweisung an Moshe Rabeinu „Bo El Paroh“, d.h. „Komm zum Pharao“. Auf Hebräisch sollte der Satz, wie es grammatikalisch angemessen ist,  „Lech el Pharao“ d.h.“Geh zum Pharaoh“ lauten.

Um diese Variante zu erklären, möchte ich eine Geschichte erzählen:

Mein Vater, Harav Pinchas, war viele Jahre als Rabbiner der Münchner Gemeinde tätig. Die Kehila hatte eine langjährige Vereinbarung mit dem Münchner Hilton Hotel, so dass im schönen Festsaal „Marco Polo“ große jüdische Feste abgehalten wurden. Das Hotel trennte einen Teil seiner Küche ab, dieser blieb stets koscher, und wurde nicht genutzt, außer wenn eine jüdische Veranstaltung stattfand. Der Maschgiach, also der koschere Aufseher, hatte den Schlüssel zur koscheren Küche und viele Jahre lang funktionierte diese Anordnung gut und viele Hochzeiten und Bar und Bat Mitzvahs wurden dort gefeiert.

Bis jemand leider entschied, dass die Kosten für die koschere Bar Mizwa zu hoch seien. (Für das koschere Essen, den Maschgiach u.a.m. gab es natürlich einen höheren Preis) und er würde die Bar Mitzvah seines Sohnes im „Marco Polo Saal“ machen, aber hierfür die allgemeine Küche des Hotels (die treifa d.h. nicht koscher ist) benutzen, damit dort ein Menü „Kosher Style“ vorbereitet wird. Es war tatsächlich viel billiger.

Meinem Vater, dem Rav, wurde davon erst am Tag der Bar Mizwa erzählt und er war sehr besorgt, dass viele Gäste nicht wissen würden, dass diese Veranstaltung,  die am selben Ort wie alle koscheren Veranstaltungen stattfand,  nicht ist koscher und unbeabsichtigt nicht-koscheres Essen zu sich nehmen würden.

Er war schon alt und gebrechlich, wusste aber was er zu tun hatte. Der Rav erschien (natürlich uneingeladen…) zu der Bar Mizwa und sagte dem überraschten Vater des Jungen, dass er gerne eine kurze Rede halten würde. Er erhielt  das Mikrofon und sagte: „Liebe Eltern und Gäste. Ich wünsche dem Bar Mizwa ein herzliches Mazal Tov, hoffe, dass er zu einem stolzen Mitglied unserer Gemeinschaft wird und seinen Eltern viel Freude bereitet. Gleichzeitig halte ich es für meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass das Essen, das heute Abend hier serviert wird, nicht koscher ist. Danke und Mazal Tov an alle und Gut Woch“

Ich fragte meinen Vater, woher er den Mut nahm, dies zu tun. Er antwortete, dass er wisse, dass dies seine Verantwortung sei und, dass G‘tt „bei mir war“.

Als G‘tt Moshe Rabeinu anwies  einen offensichtlich frustrierten und wütenden Pharao zu „besuchen“, beruhigte G’tt  Moshe Rabeinu mit den Worten: „Komm, zum Pharao“, was darauf hinweist, dass Hashem mit ihm (mit-)„kommt“.

Shabbat Shalom

Rabbiner Chaim Michael Biberfeld