Parschat „Ki Tissá“ – Herabsteigen um Aufzusteigen

Als sich die Tragödie des goldenen Kalbes inmitten des  Volkes  ereignet, wird der Anführer aufgefordert, eine äußerst wichtige Zusammenkunft  mit G‘tt  zu verlassen und auf seinen Posten zurückzukehren. Wir lesen diese Woche:

„Da sprach G‘tt zu Mosche: Geh, steige hinunter, denn dein Volk, das du aus Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben.“ (Shemot 32,7)

וַיְדַבֵּ֥ר יְהֹוָ֖ה אֶל־מֹשֶׁ֑ה לֶךְ־רֵ֕ד כִּ֚י שִׁחֵ֣ת עַמְּךָ֔ אֲשֶׁ֥ר הֶעֱלֵ֖יתָ מֵאֶ֥רֶץ מִצְרָֽיִם׃

Bald darauf verwendet die Tora jedoch ein sehr ähnliches Vokabular in umgekehrter Weise:

„G‘tt sprach zu Mosche: Geh, zieh mit dem Volk, das du aus Ägypten heraufgeführt hast, fort von hier, in das Land hinauf, von dem ich Abraham, Jitzchak und Jakob mit einem Eid versichert habe: Deinen Nachkommen gebe ich es.“ (Shemot 33,1).

וַיְדַבֵּ֨ר יְהֹוָ֤ה אֶל-מֹשֶׁה֙ לֵ֣ךְ עֲלֵ֣ה מִזֶּ֔ה אַתָּ֣ה וְהָעָ֔ם אֲשֶׁ֥ר הֶֽעֱלִ֖יתָ מֵאֶ֣רֶץ מִצְרָ֑יִם אֶל-הָאָ֗רֶץ אֲשֶׁ֣ר נִ֠שְׁבַּ֠עְתִּי לְאַבְרָהָ֨ם לְיִצְחָ֤ק וּֽלְיַעֲקֹב֙ לֵאמֹ֔ר לְזַרְעֲךָ֖ אֶתְּנֶֽנָּה:

Es muss eine Verbindung zwischen diesen beiden ausgefallenen Äußerungen geben. Vielleicht, um uns Folgendes zu lehren:

Mosche Rabeinu musste von seinem kürzlich erreichten höchsten spirituellen Niveau „herunterkommen“,  um sich dem Bösen zu stellen, sich mit ihm auseinandersetzen und ihn, der die Nation eingehüllt hatte,  zu beseitigen.  Dieses “Hinuntersteigen” hat es ihm jedoch ermöglicht, zum nächsten Schritt zu gelangen und die nächste Anweisung,  sich zum Aufsteigen zu  beeilen  zu erhalten. Mosche Rabeinu musste die Erfahrung des „Hinuntergehens“ machen, um die Menschen dort zu treffen und sie  wieder  nach oben zu führen.

Dies ist eine Situation, mit der wir alle irgendwann in unserem Leben konfrontiert sind;  entweder bleiben wir da, wo wir sind, oder wir tauchen ein, wir engagieren  uns in der Lösung einer schwierigen Aufgabe, aus der wir letztendlich besser oder höher,  als wir zuvor waren, herauskommen.

Diese Überlegung  könnte uns stärker machen, so dass  wir uns dadurch und mGH, im weitesten Sinne des Wortes, bald dem Ende eines langen globalen Abschwungs nähern. Wir könnten aus der Zeit der Pandemie als bessere Menschen herauskommen.

Schabbat Schalom!

Rabbiner Chaim Michael Biberfeld.