Streben nach Vollkommenheit – Schabbat Kodesh Parschat Bechukotai

Zu Beginn unserer Parscha lesen wir:

אִם־בְּחֻקֹּתַ֖י תֵּלֵ֑כוּ וְאֶת־מִצְוֺתַ֣י תִּשְׁמְר֔וּ וַעֲשִׂיתֶ֖ם אֹתָֽם׃

וְנָתַתִּ֥י גִשְׁמֵיכֶ֖ם בְּעִתָּ֑ם וְנָתְנָ֤ה הָאָ֙רֶץ֙ יְבוּלָ֔הּ וְעֵ֥ץ הַשָּׂדֶ֖ה יִתֵּ֥ן פִּרְיֽוֹ׃

Wenn ihr meine Gesetze befolgt und meine Gebote treu einhält, werde ich euren Regen zu der passenden Jahreszeit gewähren, damit die Erde ihren Ertrag bringt und die Bäume des Feldes ihre Früchte. (Wajikra 26:3)

Bei „Wenn du meinen Gesetzen befolgst“  denkt man  vielleicht, dass sich dies auf die Erfüllung der Mizwot (d. h. der Gebote) bezieht, aber dann kommt noch der Vers „und halte meine Gebote ein“ damit wird nochmal und ausdrücklich die Erfüllung der Mitzwot erwähnt. Was bedeutet  dann „wenn du meinen Gesetzen befolgst“? Rashi erklärt, dass dies bedeutet, dass man sich um das Lernen der Tora bemühen sollte.

Wie lässt sich der Ausdruck „Befolge (oder buchstäblich geh entlang) meiner Gesetze“ im Mühsal und im Streben des Thora-Studiums umsetzen? Der Maharal erklärt in Gur Aryeh*, dass das Gehen oder Laufen ja Mühe und Anstrengung erfordert. Also auch das Lernen erfordert Anstrengung. Lernen ist ein aktiver Prozess, der Mühe erfordert, genau wie wenn eine Person von Ort zu Ort reist. Doch warum wird das Lernen und Streben in der Thora in der Sprache der Heiligen Thora als „befolgen oder gehen“ bezeichnet?

Oft habe ich persönlich das Gefühl, dass ich nicht das wahre spirituelle (מדרגה) Niveau erreicht habe, das ich erreichen könnte – wenn ich konsequenter in meinem Streben nach Höchstleistungen wäre. Vielleicht – dieser Vers in der Thora sagt uns, dass wir, solange wir noch gehen und uns nicht auf unseren Lorbeeren ausgeruht haben, gute Arbeit leisten und Segen verdienen, auch wenn wir (noch) nicht das für uns erreichbare Höchstniveau erreicht haben. Vielleicht!

Shabbat Shalom

Rabbiner Chaim Michael Biberfeld

* Judah Loew ben Bezalel (hebräisch: יהודה לייב בן בצלאל; zwischen 1512 und 1526 – 17. September 1609), auch bekannt als Rabbi Loew (alt. Löw, Loewe, Löwe oder Levai), der Maharal von Prag (hebräisch: מהר״ל). מפראג), oder einfach der Maharal (das hebräische Akronym für „Moreinu ha-Rav Loew“, „Unser Lehrer, Rabbi Loew“), war ein wichtiger talmudischer Gelehrter, jüdischer Mystiker und Philosoph, der die meiste Zeit seines Lebens als ein führender Rabbiner in den Städten Mikulov in Mähren und Prag in Böhmen wirkte. In der Welt der Thora- und Talmud-Wissenschaft ist der Maharal bekannt für seine Arbeiten zur jüdischen Philosophie und jüdischen Mystik und sein Werk Gur Aryeh al HaTorah, ein Superkommentar zu Rashis Thora-Kommentar. Er ist auch Gegenstand einer Legende aus dem 19. Jahrhundert, dass er den Golem von Prag geschaffen hat, ein lebendiges Wesen aus Ton.