Dienstbefreiung – Schabbat Kodesch Parschat Schoftim

Diese Woche lesen wir darüber, wer von der Teilnahme am militärischen Dienstbefreit ist: (Devarim, 20.5-8):

וְדִבְּר֣וּ הַשֹּֽׁטְרִים֮ אֶל-הָעָ֣ם לֵאמֹר֒ מִֽי-הָאִ֞ישׁ אֲשֶׁ֨ר בָּנָ֤ה בַֽיִת-חָדָשׁ֙ וְלֹ֣א חֲנָכ֔וֹ יֵלֵ֖ךְ וְיָשֹׁ֣ב לְבֵית֑וֹ פֶּן-יָמוּת֙ בַּמִּלְחָמָ֔ה וְאִ֥ישׁ אַחֵ֖ר יַחְנְכֶֽנּוּ׃

Dann wenden sich die Offiziellen wie folgt an die Truppe: „Gibt es jemanden, der ein neues Haus gebaut hat und es nicht eingeweiht hat? Dann soll er in sein Haus zurückkehren, damit er nicht im Kampf stirbt, und ein anderer soll es einweihen. 

וּמִֽי-הָאִ֞ישׁ אֲשֶׁר-נָטַ֥ע כֶּ֙רֶם֙ וְלֹ֣א חִלְּל֔וֹ יֵלֵ֖ךְ וְיָשֹׁ֣ב לְבֵית֑וֹ פֶּן-יָמוּת֙ בַּמִּלְחָמָ֔ה וְאִ֥ישׁ אַחֵ֖ר יְחַלְּלֶֽנּוּ׃     

Gibt es jemanden, der einen Weinberg gepflanzt hat, ihn aber nie geerntet hat? Der soll in sein Haus zurückkehren, damit er nicht im Kampf stirbt und ein anderer ihn erntet. 

וּמִֽי-הָאִ֞ישׁ אֲשֶׁר-אֵרַ֤שׂ אִשָּׁה֙ וְלֹ֣א לְקָחָ֔הּ יֵלֵ֖ךְ וְיָשֹׁ֣ב לְבֵית֑וֹ פֶּן-יָמוּת֙ בַּמִּלְחָמָ֔ה וְאִ֥ישׁ אַחֵ֖ר יִקָּחֶֽנָּה׃      

Gibt es jemanden, der den Brautpreis für eine Frau bezahlt hat, sie aber noch nicht zu sich genommen hat? Der soll in sein Haus zurückkehren, damit er nicht im Kampf stirbt und ein anderer sie [als seine Frau] nimmt.“ 

וְיָסְפ֣וּ הַשֹּׁטְרִים֮ לְדַבֵּ֣ר אֶל-הָעָם֒ וְאָמְר֗וּ מִי-הָאִ֤ישׁ הַיָּרֵא֙ וְרַ֣ךְ הַלֵּבָ֔ב יֵלֵ֖ךְ וְיָשֹׁ֣ב לְבֵית֑וֹ וְלֹ֥א יִמַּ֛ס אֶת-לְבַ֥ב אֶחָ֖יו כִּלְבָבֽוֹ׃

Die Offiziellen sollen sich weiter an die Truppen wenden und sagen: „Gibt es jemanden, der Angst hat und entmutigt ist? Dann soll er nach Hause gehen, damit der Mut seiner Kameraden nicht erlahmt wie der seine.“

Wenn wir die ersten Verse lesen, müssen wir uns fragen, warum ist derjenige, der ein neues Haus gebaut hat, davon ausgenommen? Warum bekommt er eine besondere Befreiung – mehr als jeder andere Mensch, der sich noch kein neues Haus gebaut hat?

Viele Kommentatoren sagen, der Hauptgrund sei die Befürchtung, dass die drei Ausnahmen davon ausgehen, dass der frisch verheiratete, der neue Hausbesitzer und der neue Weinbergsbesitzer so sehr in ihre jüngsten persönlichen Angelegenheiten verwickelt sind, dass sie im Krieg versagen werden. Bleibt die Frage, warum die Tora (in allen drei Fällen) erwähnt, dass „jemand anderes übernehmen wird“? Wie hängt das mit der zitierten Erklärung zusammen?

Vermutlich: In jedem militärischen Konflikt gibt es Verluste. Das ist (fast) unvermeidlich. Natürlich ist jeder im Krieg getötete Mensch eine Tragödie für ihn und seine Familie. Die Tora hat jedoch drei Fälle benannt, in denen der Schmerz so überwältigend groß ist. („Er hat gerade sein Leben begründet“), dass man selbst im harten Kontext des Krieges den möglichen Tribut für die verbleibenden Freunde und die Familie als Grund für die Befreiung nehmen muss. 

Eine Lektion für uns (auch in friedlichen Zeiten) lautet: Manchmal muss man auch in schwierigen Situationen an ein viel umfassenderes menschliches Bild denken. Das „große, wichtige Ziel“ entbindet uns nicht davon, über scheinbar „triviale“ individuelle Situationen nachzudenken.

Schabbat Schalom

Rabbiner Chaim Michael Biberfeld