Diese Woche lesen wir über eine Person, die das Beit Hamikdash besucht. Nachdem sie die “Maaser”-Verpflichtungen (spezielle Wohltätigkeitsabgabe eines Zehntels) erfüllt hatte.
וְאָמַרְתָּ֡ לִפְנֵי֩ יְהֹוָ֨ה אֱלֹהֶ֜יךָ בִּעַ֧רְתִּי הַקֹּ֣דֶשׁ מִן־הַבַּ֗יִת וְגַ֨ם נְתַתִּ֤יו לַלֵּוִי֙ וְלַגֵּר֙ לַיָּת֣וֹם וְלָאַלְמָנָ֔ה כְּכׇל־מִצְוָתְךָ֖ אֲשֶׁ֣ר צִוִּיתָ֑נִי לֹֽא־עָבַ֥רְתִּי מִמִּצְוֺתֶ֖יךָ וְלֹ֥א שָׁכָֽחְתִּי׃
„So sollst du sprechen vor dem Herrn, deinem Gotte: Ich habe geräumt das Heiligtum [den Zehnten] aus meinem Hause, und habe es auch gegeben dem Leviten und dem Fremdling, der Waise und der Witwe, ganz nach deinem Gebot, das du mir geboten; ich bin nicht abgegangen von deinem Gebote und habe nichts vergessen“
Dies ist merkwürdig. Aus dem Vers geht nicht hervor, worauf sich die Person bezieht, wenn sie sagt, dass sie “nicht vergessen” hat. Was hätte sie denn vergessen können und hat es nicht getan?
Raschi erklärt, dass es mit dem Segensspruch, mit der Bracha zusammenhängt, die man sagen muss, bevor man die Maaser Mitzwa erfüllt. Man fragt sich dennoch, warum es auf diese ungewöhnliche Weise erwähnt wird. “Ich habe nicht vergessen”… wenn es einfach hätte heißen können “Ich habe die entsprechende Bracha gesagt”?
Vor vielen Jahren half ich einem Bekannten, ein ernstes persönliches Problem zu lösen, das sein tägliches Leben überschattete. Seitdem sind wir beide umgezogen und haben uns seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Letztes Jahr, am Erew Rosch Haschana, rief er mich aus heiterem Himmel an, um mir ein frohes neues Jahr zu wünschen. Wir hatten beide viel zu tun, also war es ein eher kurzes Gespräch. Doch bevor er auflegte, sagte er ganz emotional: “Ich werde es nie vergessen”. Wir wussten beide, was er meinte.
Vielleicht bezieht sich die Tora auf dieses innere Gefühl, das ein Mensch manchmal gegenüber seinem Schöpfer empfindet. Der Mensch kommt nach Jerusalem und bestätigt am heiligsten Ort, dass er getan hat, was von ihm erwartet wurde. Nachdem er einige erfolgreiche Arbeitsjahre hinter sich gebracht hat, fügt er hinzu: “Ich habe es nicht vergessen…“
Schabbat Schalom
Rabbiner Chaim Michael Biberfeld