Schabbat Kodesch Parschat Mischpatim
Die Welt (bzw. die akademische Welt und die politischen Aktivisten) ist gespalten in Bezug auf die Idee der “Umgekehrten Diskriminierung” (oder “positive Handlung”). Mancherorts werden Minderheiten bei der Aufnahme in die Hochschulbildung, am Arbeitsplatz und bei anderen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bevorzugt behandelt.
Nun ist es eine edle Idee, den Benachteiligten zu helfen, ihre Zukunft zu verbessern, außer natürlich, dass dadurch andere benachteiligt werden. Wenn es im nächsten Jahr 50 Studienplätze für Medizin gibt und man sich dafür entscheidet, Bewerbern aus einer bestimmten Minderheit mehr Plätze zu geben, verringert man die Chancen eines Mitglieds der Mehrheit (oder sogar anderer Minderheiten), aufgenommen zu werden.
Was sagt die Tora dazu? Wir lesen in der Parscha dieser Woche einen Passuk, in dem ein Wort uns einen Hinweis geben könnte:
וְדָ֕ל לֹ֥א תֶהְדַּ֖ר בְּרִיבֽוֹ׃
Nun wird dies auf mindestens 3 verschiedene Arten übersetzt (und auch erklärt):
Du sollst auch nicht einen armen Mann in seinem Streit würdigen.
Du sollst auch nicht einen armen Mann in seinem Rechtsstreit verherrlichen.
Du sollst auch nicht einen Armen im betreiben seiner Sache begünstigen.
Können wir in diesem Satz vielleicht einen Hinweis darauf sehen, dass die Tora uns zwar empfiehlt und sogar verpflichtet, den Armen in unserer Gesellschaft auf vielfältige Weise zu helfen und sie zu unterstützen? Sie (die Tora) unterstützt nicht die Idee, die Armen in einer Situation zu bevorzugen, in der andere als Folge dieser Bevorzugung diskriminiert werden.
Herzliche Grüße und Schabbat Schalom
Rabbiner Chaim Michael Biberfeld